Fotografie als Flaneur der Augenblicke

 


Licht und Schatten, Wasser und Wege im Park, Gartenarchitektur und Natur
stets sind es Momente in Gärten, die Nina Reiter fotografisch festhält.


Ihre schwarz-weißen Fotografien fangen bestimmte und einmalige
Augenblicke des Lichts ein. Starker, heller Lichteinfall verrät die gleißende
Sonne in der Hitze des Tages. Dunkle Schatten ergeben in ihrem Schwarz
einen deutlichen Kontrast dazu.


Der Park als von Menschenhand gestalteter Naturraum in der (Groß-) Stadt
bietet möglichen Schatten. Sein Dasein erklärt sich aus dem Wunsch des
Rückzugs aus dem städtischen Treiben. Doch führt er sein Eigenleben und
seine Seele rückt hiermit ins Licht.
Ohne menschliche Besucher ist er sich selbst überlassen, und in seiner
“Verlassenheit“ lädt er zum Verweilen ein.


Nina Reiter, geboren 1967 in Waiblingen, studierte in Stuttgart und Essen
Kunst und Kommunikationswissenschaften.
Ihre Fotografie entsteht ausschließlich analog. Die Herstellung ihrer Bilder in
Schwarz und Weiß auf Barytpapier ist für sie ein manueller Vorgang, der ihre
persönliche Handschrift ausmacht.


Ihre kleinen Formate fordern eine Nahsicht heraus, die die Wahrnehmung der
Details erst ermöglicht. Die leichte Unschärfe in den Fotografien ist dabei fern
von Verklärung und Distanzierung, vielmehr bewirkt sie eine intensive und
eingehende Betrachtung. Dazu ergeben sich malerische Partien dort, wo
auslaufendes Weiß gegenständliche Konturen auflöst.


Die ausgestrahlte Ruhe lässt den Betrachter eintauchen in eine uninszenierte,
ganz besondere und vielschichtige Welt. Mit einem streifenden Gedanken an
das Schlendern eines Walter Benjamin, dem Flaneur der Großstadt und
Entdecker des Unentdeckten, ergibt sich hier ein Wandeln der Augen als
Passage zwischen Kontemplation und Zerstreuung.


Anne Rodler